BEUYS Synopsis

Director's Note

Beuys hat mich geprägt, schon als Jugendlicher in den späten 70er Jahren. Er sah in der Kunst eine Kraft, um in gesellschaftliche Prozesse einzugreifen. Kunst sollte die Wände der Museen aufbrechen, nach draußen wirken. Seine Arbeiten sah er als Katalysatoren, als Kraftspeicher und Batterien gesellschaftlicher Veränderung. Beuys war von der Einzigartigkeit des Menschen überzeugt. Er sah in jedem Menschen ein Potential von aktiver gesellschaftlicher Gestaltungskraft. Geschichte passiert uns nicht nur, sondern wir sind es selbst, die sie gestalten.

»Die Wahl dieser Materialien kommt gar nicht aus einem malerischen Impuls zunächst, sondern sie kommt aus einem plastischen Wollen. Diese Materialien treten auf zu einer Zeit, als ich versucht habe, den Begriff „Plastik“ in seine Bestandteile zu zerlegen. Und da tritt Filz auf als ein isolierendes Element innerhalb der drei Konstellationen von Plastik: unbestimmt, bestimmt und Bewegung. Also das Simpelste von der Welt in Beschreibung des Vorganges einer Produktion heißt: Unbestimmter Ausgangspunkt, Bewegungsmoment und Form.«

Die Auseinandersetzung mit Beuys hat mich bei all meinen Filmen und Stücken begleitet. Ich arbeitete in der Gefängnispsychiatrie mit Menschen, die durch Medikamente ruhiggestellt und 24 Stunden eingesperrt waren. Ich las die Gefängnisakten über sie. Dort wurden die Gefangenen nicht als Menschen beschrieben, sondern als schwer gestörte Monster, voller Defizite und Risiken. Ich habe die Dossiers weggelegt, holte die Gefangenen aus den Zellen raus, entwickelte mit ihnen ein Stück, in dem ihre Verstörtheit einen körperlichen Ausdruck fand. Ich setzte da an, wo sie etwas zu sagen hatten.

Auch meine späteren Arbeiten rückten den Prozess des Gestaltens in den Mittelpunkt. Das Werk selbst, egal ob Film oder Theaterstück, war nur Anlass für eine Auseinandersetzung mit dem Publikum. Im besten Falle wurde es überflüssig, wenn Menschen sich in einem Saal zusammenfanden, feststellten, dass sie ähnliche Fragen haben und sich verabredeten, diese gemeinsam anzugehen.

In diesem Sinne war Beuys für mich Pate, Wegbegleiter, Sparringpartner. Nicht immer habe ich ihn verstanden: Manchmal verstieg er sich in Begrifflichkeiten, mit denen ich nichts anfangen konnte. Dann war er weit weg, tauchte aber immer wieder überraschend auf.

Ich habe mich oft gefragt, warum Beuys zu den wenigen Menschen gehört, die ich auch nach Jahrzehnten nie hinter mir lassen musste. Vielleicht liegt es daran, dass er seine Irrtümer mit Humor ertragen hat. Dass er unvoreingenommen mit jedem geredet hat -was nichts anderes hieß, als dass er jeden Ernst genommen hat, auch in seinem Anders-Sein. Es war der Hase in Beuys, der mich immer wieder überraschte. Und dem ich zugetan blieb.

Mein Film über Beuys folgt dieser offenen Nähe. Im Lauf der Jahre hatte ich viele neue Fragen an ihn, in der Auseinandersetzung mit den Materialien von und mit ihm bin ich ihnen nachgegangen. Vieles lasse ich weg, Vollständigkeit hat mich nicht interessiert. Zugleich ist er für mich auch nach jahrelanger Auseinandersetzung immer noch ein Mensch, der sich entzieht, der in vielen Bereichen voller Widersprüche ist und damit voller Geheimnisse. Deshalb war mir eine offene, assoziative Erzählweise wichtig, die Raum lässt für eine eigene Haltung Beuys gegenüber und die Möglichkeit gibt, Beuys selbst zu entdecken. Womöglich mit einem Lachen.

»Ein ästhetisch avancierter, formvollendet montierter, mitreißender Film.«
CICERO
»Andres Veiels faszinierender Film zieht seine stilistischen Mittel aus der rastlosen Kreativität seines Protagonisten. Vielleicht war das Leben von Beuys selbst sein größtes Kunstwerk – das ist es, was Veiels fein gesponnenen, klugen Film zu einem solchen Vergnügen macht.«
SCREEN DAILY
»Eine kraftvolle, behutsame Annäherung an den Menschen Beuys, seine Kunst und Ideenwelt ... Das Hauptverdienst von Andres Veiels schillerndem Werk dürfte sein, dass man nach dem Film erkennt: So einer wie Joseph Beuys fehlt.«
SÜDWESTPRESSE
»Kein klassisches Porträt, kein Frage-und-Antwort-Spiel, vielmehr selbst ein Kunstwerk, eine Collage, furios montiert. Man meint Beuys zu begreifen – und freut sich, wenn er provokant fragt: Wollen Sie eine Revolution ohne Lachen machen?«
MORGENWEB
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BEUYS. Ein Film von Andres Veiel.
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